Die Gaslaternen und ich hatten einen schlechten Start – das muss ich gleich zu Beginn gestehen. Denn als ich neulich nachts mit dem Auto auf den schwach beleuchteten Straßen des Dresdner Stadtteils Striesen unterwegs war, habe ich auf die Gasbeleuchtung geschimpft. Da wusste ich noch nicht, dass sie eine herausragende Erfindung ist.
Heute gebe ich ihr eine zweite Chance und werfe einen Blick in die Energiegeschichte. Schließlich spielten Dresden und der hier tätige Rudolf Sigismund Blochmann (1784 – 1871) eine wichtige Rolle in den Anfängen der deutschen Gasindustrie.
Doch schauen wir zunächst auf die Insel nach Großbritannien. 1792 gelang es dem schottischen Erfinder und Ingenieur William Murdoch, eine funktionierende Gasbeleuchtung zu entwickeln. In seinem eigenen Haus experimentierte er und setze als Energiequelle ein Gas ein, das unter Luftabschluss bei der Verbrennung von Kohle entsteht. Über Kupferrohre leitete er das Gas ins Haus und speiste damit die Gaslampen.
Seit den Anfängen der Industrialisierung suchten die Fabrikanten nach Möglichkeiten, um die Beleuchtung in den Produktionsstätten zu verbessern. Folglich wurde das neue Gaslicht vor allem in Fabriken eingesetzt. Die erste auf Gas basierende Straßenbeleuchtung ging 1814 – also vor genau 200 Jahren – in London in Betrieb.
Um den steigenden Bedarf am Brennstoff zu decken, entstanden Gaserzeugungsanlagen. Auf Basis der Kohlevergasung wurde das brennbare Gas erzeugt und in ein Rohrleitungsnetz eingespeist, das den Energieträger zum Verbraucher transportierte. Auch in Deutschland gewann die Gasbeleuchtung an Beliebtheit und löste Kerzen, Öl- und Petroleumlampen als Lichtquellen ab.
In Dresden engagierte sich der in Reichstädt bei Dippoldiswalde geborene Rudolf Sigismund Blochmann für die neue Technologie. Der gelernte Mechaniker wurde 1818 Inspektor des Königlich Mathematisch-Physikalischen Salons und der Kunstkammer in Dresden.
Im Jahr 1828 gründete R. S. Blochmann hier die erste öffentliche Gasanstalt, die vom Ausland – vor allem von der britischen Konkurrenz – unabhängig war. Im gleichen Jahr – im April 1828 – erleuchteten die ersten 36 Gaslaternen den Schlossplatz, die Hofkirche und den Platz zwischen Zwinger und Kathedrale. Ich kann es mir kaum vorstellen, aber das von Blochmann gegründete Gaswerk befand sich auf dem heutigen Theaterplatz, also in unmittelbarer Nähe zu den ersten Laternen.
Da die Gaslaternen zunächst von Hand angezündet werden mussten, entstand ein neues Berufsbild: der Laternenanzünder. Mit einer langen Zündstange zog er durch die Straßen und entflammte jede Laterne. Später wurden die Lampen mit Druckstößen im Gasnetz angezündet. Das setzte allerdings voraus, dass in der Laterne immer eine kleine Flamme brannte.
Die Erfindung des elektrischen Lichts in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beeinflusste die Straßenbeleuchtung. Hohe Energiekosten und die aufwendige Wartung sprachen gegen die Gaslaterne. Auch der von Carl Auer von Welsbach entwickelte Glühstrumpf, welcher die bei Gaslampen geringe Lichtausbeute verbesserte, konnte den Siegeszug des elektrischen Lichts nicht aufhalten. Im Gegensatz zum Gaslicht war die elektrische Beleuchtung sicherer, wartungsärmer und verbrauchte weniger Energie bei einer höheren Lichtausbeute.
Nach dem 2. Weltkrieg hielten die meisten Kommunen aufgrund der vorhandenen Leitungen zunächst noch an der Gasbeleuchtung fest. Doch in den kommenden Jahrzehnten setzte sich die elektrische Straßenbeleuchtung immer mehr durch. Zu Beginn waren Leuchtstofflampen im Einsatz, später wurde auf Quecksilberdampf- und Natriumdampf-Hochdrucklampen umgerüstet. Seit der Jahrtausendwende dreht sich nun alles um die LED-Technologie in der Straßen-beleuchtung.
Die modernen LED-Leuchten bestechen vor allem durch geringere Energie- und Wartungskosten, eine lange Lebensdauer und eine präzise Lichtlenkung. Weiterhin tragen sie maßgeblich dazu bei, dass die Beleuchtungssysteme immer effizienter werden.
Für Kommunen, die dadurch bei der Straßen-beleuchtung Kosten senken können, ist die LED-Technologie eine überlegenswerte Option. Meine Kollegen von der ENSO NETZ GmbH beraten Kommunen und unterstützen sie mit vielfältigen Dienstleistungen rund um die Außen- und Straßenbeleuchtung .
Zurück zur Gaslaterne: In Deutschland ist sie noch in etwa 40 Städten im Einsatz. Aber auch an etwas außergewöhnlichen Orten kann man die historischen Zeugnisse entdecken. So beispielsweise in der Sächsischen Schweiz an der Bastei. Seit 2012 leuchtet dort eine historisch wieder hergestellte Gaslaterne am Zugang zum Bastei-Restaurant. Oder besuchen Sie das Gaslaternen-Freilichtmuseum in Berlin. Die 1978 eröffnete Ausstellung zeigt rund 100 Exponate aus mehr als 30 europäischen Städten und ist nach eigenen Angaben die größte Sammlung ihrer Art in Europa.
Bei meinem nächsten Besuch in Dresden-Striesen werde ich sicherlich nicht so schnell auf das schummrige Licht schimpfen. Lieber erinnere ich mich, dass R. S. Blochmann, der Pionier der deutschen Gasindustrie, in Dresden Energiegeschichte geschrieben hat.